Multiple recor­dings sessions

For sculptor and sound artist Mirja Wellmann it always starts with hearing, with loca­ting. She‘s often called a profes­sional listener because she spends many hours explo­ring the sound­scape of a room or space. A perfor­mance at a chosen place always starts with listening to the local sounds followed by a trans­for­ma­tion of the coll­ected noise into a distinct mode of expres­sion via Mirja Wellmann‘s own voca­bu­lary. Combined with Michael Fetscher‘s field recor­dings a new genre arises: the NoiseTalk.

www.mirja-wellmann.de

NoiseTalk_Mirja Wellmann

Was bedeutet eigent­lich der Begriff Zuhören?
Unseren Hörsinn nutzen wir alle tagtäg­lich und es erscheint völlig selbst­ver­ständ­lich: das Smartphone meldet sich akus­tisch, Ansagen auf dem Bahnhof vermelden Verspätungen, in der Straßenbahn werden wir mit einem pene­tranten Piepton vor dem Schließen der Türe gewarnt. Hören navi­giert uns durch unsere Welt – ist aber eigent­lich eine Nebensache, ein Surplus in unserer visuell domi­nierten Welt, die auf etwas anderes verweist.

Vielleicht bedarf es deshalb einer Künstlerin, die Spezialistin für das ZU_Hören ist, die ganz ihre Ohren öffnet und sich einer Klangumwelt über Stunden auslie­fert, sich in dieser verliert und dennoch den Weg ihrer Hörerfahrungen akri­bisch dokumentiert.
Mirja Wellmann ist diese Expertin der bewussten audi­tiven Wahrnehmung, dennoch nutzt sie die glei­chen Ohren wie wir alle. Allerdings setzt sie diese als Mittel Ihrer Kunst ein, die für die Welt der Klänge sensi­bi­li­siert. An erster Stelle steht für sie das konzen­trierte, acht­same Hinwenden zur Hörerfahrung – hier speziell in der ‚unbe­rührten’ Natur der Schwäbischen Alb. Diese Erfahrung ist und wird immer eine sehr intime, persön­liche und zeit­be­zo­gene sein; denn wir stehen immer im Mittelpunkt unserer eigenen Hörwahrnehmung und dieses im Ichsein ist nicht unmit­telbar mitteil­teilbar. Mirja Wellmann nutzt nun Ihre Stimme zur Vermittlung dieser Erfahrung und fokus­siert unsere Aufmerksamkeit in und auf Orte, die wir nicht kennen. Sie hat für uns Räume und Situationen in einer Klangexpedition erforscht und lädt uns ein, an ihrer Stelle stell­ver­tre­tend an diesem Ort Platz zu nehmen und unsere Ohren zu öffnen – mehr noch – unser Selbst zu öffnen. Wichtigste Grundlage dazu ist Unvoreingenommenheit: wir nehmen hörend die Welt war, ohne Werten und Kommentierung. In dieser Offenheit hinein hören wir die Klänge und hören die Stimme Mirja Wellmanns als eine Art Echo in der Zeit, welches Mirjas Hörerfahrung widerspiegelt.
Was könnte man über diesen wunderbar berüh­renden Prozess in all seine Poesie nicht alles sagen, welche Philosophen könnten wir zitieren und welche ästhe­ti­schen Konstrukte aufbauen…
Lassen wir das doch beiseite und öffnen wir einfach unsere Wahrnehmung für fallenden Schnee, für knis­terndes Feuer, schwe­bende Vögel und rasselndes Eichenlaub und erfahren all die Schönheit und Aufrichtigkeit der Wahrnehmung, die sich so eben nur über das ZU_Hören mit bewussten Sinnen vermittelt.
Danke Mirja, dass Du uns auf Deine Suche mitnimmst und Deine Ohren für uns geöffnet hast!

Peter Kiefer