THE HAWK
Olivia Trummer – Hadar Noiberg

Album release: November 22nd, 2019
180g black vinyl / Audio CD

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(Please contact me if you need a higher reso­lu­tion: michael@flavoredtune.com)
Photos by Rob Stirner

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Live-Album als Dokument einer beson­deren Freundschaft

Olivia Trummer (Flügel, Gesang) und Hadar Noiberg (Flöte, Effekte): “The Hawk”

Wir haben unser erstes gemein­sames Album aufge­nommen, ohne es zu bemerken”, sagt Olivia Trummer. Die unge­wöhn­liche Geschichte der aus Stuttgart stam­menden Pianistin, die im März mit dem Landesjazzpreis Baden-Württemberg ausge­zeichnet wurde, und der Flötistin Hadar Noiberg handelt von der Schönheit des Moments. Der Sound, die Stimmung: Beim Hauskonzert, das die beiden Musikerinnen im Herbst vergan­genen Jahres im beschau­li­chen Dorf Steinhilben auf der Schwäbischen Alb gaben, passte einfach alles. Ein Glück, dass Michael Fetscher – wie immer bei den “Grooves Kaffee & Kuchen Sessions” in seinem Holzhaus, das ein faszi­nie­rendes, bewohntes Tonstudio ist – alles mitge­schnitten hat. Die zwei Mal 32 Minuten Tonband haben den Mann, der sich auf analoge Aufnahme-Technik spezia­li­siert hat, ebenso begeis­tert wie die beiden Musikerinnen: Unter dem Titel “The Hawk” veröf­fent­licht Fetschers Label Flavoredtune Records acht ausge­wählte Stücke des Live-Recordings – pur, ohne Schnitte, ohne tech­ni­sche Verfälschungen, vom Tonband direkt auf die Rille.

Der Zufall hatte die beiden Musikerinnen im Mai 2018 in Berlin zusam­men­ge­führt. “Aufgrund der herr­li­chen Chemie zwischen uns – persön­lich und musi­ka­lisch – haben wir uns entschieden, uns in Form eines Duoprojekts auszu­pro­bieren”, erzählt Olivia Trummer. Im September kam Hadar Noiberg, New Yorkerin mit israe­li­schen Wurzeln, für zwei Wochen nach Deutschland. “Die ersten paar Tage haben wir viel geprobt, Stücke zusam­men­ge­tragen und auspro­biert, alles ganz orga­nisch”, schil­dert Olivia Trummer den Beginn der Zusammenarbeit, die in drei Hauskonzerte mündete – eines davon war das folgen­reiche im Studio WhiteFir bei Michael Fetscher. “Ursprünglich hatten wir gar nicht geplant, schon ein Album aufzu­nehmen”, berichtet Olivia Trummer. “Der Auftritt war eher als Probeauftritt und Sammlung von Promo-Material gedacht. Beim Hören des Mitschnitts wurde uns jedoch klar, dass da eine beson­dere Energie einge­fangen wurde und viele der Stücke – trotz der kurzen Vorbereitungszeit von neun Tagen – schon absolut reif waren. Daher haben wir uns entschieden, daraus unser Debut-Album entstehen zu lassen.”

Klassische Klarheit, der impul­sive Groove und die harmo­ni­sche Coolness des Jazz, die spie­le­ri­sche Leichtigkeit des Pop, die typi­sche Melodik des Orients: Die Musiksprachen der beiden Künstlerinnen werden zu einer gemein­samen. Olivia Trummer und Hadar Noiberg sind begna­dete Erzählerinnen, der Tonfall ihrer Kompositionen und Arrangements ist warm und leicht, melan­cho­lisch auch, bisweilen herb und kantig, nie aber schroff, abwei­send oder unzu­gäng­lich. Bisweilen wird zitiert, die Beatles etwa, aber nie kopiert. “Here comes the Sun”, singt Olivia Trummer sanft und leise, und schafft damit eine intime Atmosphäre, in der sich Hadar Noiberg in zauber­haften Flötenvariationen entfalten kann und dabei auch ihren versierten Umgang mit Effekten und Loops unter Beweis stellt: Vielschichtig und zugleich unge­mein trans­pa­rent und leicht über­la­gern sich melo­di­sche und rhyth­mi­sche Elemente. Eine weitere groß­ar­tige Bearbeitung ist die des Volkslieds Beit Ha’arava“ aus Hadar Noibergs Heimat Israel. “Darin geht es um ein Wunder: In einer lebens­feind­li­chen Umgebung, der Wüste, ist es durch die Kraft der Liebe und des Glaubens gelungen, einen Wald heran­zu­ziehen”, erzählt die Flötistin.

Das Duo versteht es, lyri­sche Bilder in Tönen zu malen, die die Seele strei­cheln, wie zum Beispiel in Olivia Trummers titel­ge­bendem Stück “The Hawk”, in dem Hadar Noiberg der Fantasie virtuos Flügel verleiht. In ihren Eigenkompositionen geben die beiden Einblicke in ihre Persönlichkeit, ihre Empfindungen und Erinnerungen an Erlebtes: Lieder ohne Worte, die den Zuhörer auf einer emotio­nalen Ebene errei­chen und inspi­rieren. Ihr Stück „Moena“ etwa hat Olivia Trummer nach einem kleinen Städtchen in den Dolomiten benannt, wo sie vor zwei­ein­halb Jahren ihr erstes Konzert in Italien gab und eine berüh­rende Begegnung machte. Hadar Noiberg offen­bart in “Privacy” und “Triste” eine nach innen gewandte, zarte und verletz­liche Seite.

Ist die musi­ka­li­sche Sprache des Duos – im Jazz sind kompo­nie­rende Frauen und Bands ohne Männer noch seltener als in anderen Genres – eine spezi­fisch femi­nine? “Hadar und ich haben vieles gemeinsam, dazu gehört auch unsere Weiblichkeit und die damit verbun­denen Erlebnisse und Eigenschaften”, sagt Olivia Trummer. “Ich habe das Gefühl, dass wir beide gegen­über unseren Eigenkompositionen eine Art „Muttergefühl“ verspüren, eine spezi­elle, liebe­volle Art der Verbundenheit, beinahe Zärtlichkeit.” In jedem Fall ist der Klang des Duos das Produkt einer innigen Freundschaft. Man hört die Vertrautheit der beiden Frauen, wenn sie sich musi­ka­lisch begegnen, ihre Improvisationen sind nicht Wettstreit, sondern Dialog, in dem sich zwei Gesprächspartner einander öffnen und auch gegen­seitig zuhören können. “Ich freue mich sehr über dieses Projekt, das auf natür­liche Weise ein Stück weib­li­cher, krea­tiver Stärke verkör­pert und dadurch viel­leicht ein Zeichen setzt und speziell auch junge Musikerinnen ermu­tigt”, sagt Olivia Trummer.
(Marion Schrade)

Olivia Trummer, Pianistin, Sängerin und Komponistin, wurde 1985 in Stuttgart geboren und studierte an der Musikhochschule ihrer Heimatstadt Jazzklavier und klas­si­sches Klavier. 2008 setzte sie ihre Ausbildung mit einem Studium an der Manhattan School of Music in der Jazz-Metropole New York fort, seit ihrer Rückkehr lebt sie in Berlin. Im März 2019 wurde sie mit dem mit 15.000 Euro dotierten Landesjazzpreis Baden-Württemberg ausgezeichnet.

Hadar Noiberg, Flötistin, Komponistin und Arrangeurin, wurde in Israel geboren und zog im Alter von 21 Jahren nach New York, wo sie inzwi­schen eine feste Größe der Jazz- und Weltmusikszene ist. Sie wurde mit dem Award der American Society of Composers, Authors and Publishers (ASCAP) geehrt.

Die Querflötistin Hadar Noiberg und die Pianistin Olivia Trummer begeg­neten sich beinahe zufällig, als Hadar ein paar Wochen in Berlin verbrachte. Ihre Verbindung war unver­mit­telt stark, sowohl auf persön­li­cher als auch auf musi­ka­li­scher Ebene. Beide teilen seit ihrer Jugend eine Liebe zur klas­si­schen Musik und zum Jazz und weisen in ihren Kompositionen und Improvisationen auch Einflüsse von verschie­denen latein­ame­ri­ka­ni­schen Musikstilen auf. Sie sind separat als Bandleaderinnen eigener Projekte unter­wegs und verstehen es, in ihrer Musik Stärke und Zärtlichkeit zu vereinen. Im Duo verschmelzen ihre instru­men­talen Stimmen dermaßen spie­le­risch, dass man den Eindruck bekommt, Querflöte und Klavier seien ein gemein­samer Klangkörper. Durch den Zusatz von Olivias Gesang und Hadars virtuosen Umgang mit Effekten und Loops erwei­tert sich die Farbpalette des Duos zusätz­lich. Dabei entsteht eine leiden­schaft­liche, geheim­nis­volle und lyri­sche Musik, die den Hörer auf eine Reise in eine ganz eigene Welt voller Fantasie einlädt.